Native People

Bericht aus Bonn, Teil 3

Die Irokesenausstellung im Bundeskunstmuseum war wirklich beeindruckend. In den weitläufigen Räumen wurde über Mythos und Moderne; über Traditionen und Wiederbelebung derselben erzählt und wir haben eine Menge Neues gelernt

Das „Lacrosse“, der heutige Nationalsport Kanadas, von den Irokesen erfunden wurde, habe ich z. B. gar nicht gewusst. „Lacrosse“ war ein traditioneller Sport der Irokesen und wurde an der Ostküste Nordamerikas von den Ureinwohnern erfunden. Damals nannten sie es „Baggataway“ oder „Tewaraathon“ (das heißt soviel wie „kleiner Bruder des Krieges). Mit diesen Spielen bereiteten sie sich auf Kriege mit anderen Stämmen vor, weil sie Teamgeist bei der Kriegsführung als unbedingt notwendig erachteten. Lacrosse hatte eine große soziale und spirituelle Bedeutung und es wurden im Spiel auch zwischenmenschliche Konflikte bewältigt und durch faire Spielweise wurden ihre Götter milde gestimmt.

Lacrosse ist heute übrigens Nationalsport in Kanada und weit verbreitet. Regeln und 'Schläger haben sich natürlich modernisiert, doch die große Bedeutung, die dieses Spiel für die Irokesen auch heute noch immer hat, kann man auch daran erkennen, dass sie als eigenständige Nation bei den Lacrosse-Weltmeisterschaften antreten.

Wir erfuhren, wie die Irokesen damals lebten; von ihrer Kunst; Traditionen und Weisheiten und konnten uns ein Bild machen darüber, wie es ihnen im Laufe der Jahrhunderte ergangen ist und heute ergeht.

Mich hat das alles sehr berührt und in vielen Teilen sehr betroffen gemacht und so hat es mich auch nicht gewundert, dass ich weinen musste.

Viele Geschichten habe ich zu erzählen von dieser Ausstellung. Zum Beispiel über das irokesische Langhaus und dessen Bedeutung oder über die irokesische Gartenlandschaft, in der die „drei Schwestern“ angebaut wurden. Ich bin sehr froh, dass wir uns nach Bonn aufgemacht und diese Ausstellung besucht haben und ich bin sehr dankbar über alles, was ich lernte und erfahren durfte.

Dies ist ein Bild lacrossespielender Irokesen aus der Bundeskunsthalle, Bonn:






Ff

Der ursprüngliche Lebensraum der Irokesen war das nordöstliche Waldland Nordamerikas. Durch das reiche Pflanzen- und Tierleben dort in den weitläufigen Mischwäldern hatten die Irokesen alle Grundlagen zum Leben und konnten sich großes Wissen über die Natur aneignen. Sie lebten in Langhäusern, die sie aus
Baumstämmen, Baumrinde, Gras und Moos bauten und innen mit mit Flechtmatten und Tierfellen ausstatteten. In der Mitte des Hauses gab es mehrere offene Feuerstellen; links und rechts die Schlafplätze und über ihnen – kurz unterm Dach hingen ihre Vorräte und Heuballen.

Eines dieser Langhäuser war auf dem Vorplatz der Bonner Museumsmeile originalgetreu nachgebaut und es war sehr imponierend, es im „Original“ zu sehen und zu spüren. Ganz erstaunlich fand ich, dass, während wir vor dem Haus bei über 30° schwitzen, die Temperatur im Haus angenehm frisch war und sehr angenehm nach Holz, Harz und Gras roch.

Als in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Holländer und Franzosen in das Innere Nordamerikas vorstießen, trafen sie die Irokesen in Dörfern aus diesen rindengedeckten Langhäusern. Die Frauen pflanzten Mais, Bohnen und Kürbis (davon erzähle ich später noch genauer); die Männer gingen auf die Jagd und fischten.

Das Langhaus war aber auch Symbol ihrer Stammesliga. Jede der sechs Nationen der Irokesen – dazu gehören die Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Seneca und Tuscarora, hatte im Langhaus eine eigene soziale und rituelle Aufgabe. So waren z. B. Mohawk und Seneca die Hüter der östlichen und westlichen Tore; die Onondaga übernahmen Wachen über die zentrale Feuerstelle.

Die Irokesen selbst nannten sich (und nennen sich noch heute) „Haudenosaunee“, was nichts anderes als „people of the longhouse“ bedeutet und die Gründung dieser Liga unter dem großen Gesetz des Friedens beendete die vorangegangenen Stammeskriege.

Weiter oben habt Ihr schon ein Bild vom Inneren des Langhauses gesehen und hier kommt jetzt noch eines von Außen:

Danke Mousie  

Ich finde, es ist Beitrag genug, wenn Du und vielleicht andere meine Beiträge lesen und evtl. sogar gut finden.

Mir macht es ja große Freude, über mein Lieblingsthema zu schreiben und bin eher froh darüber, dass Ihr alle meine "Ergüsse" über Euch ergehen lasst... Und wenn Ihr dann das Eine oder Andere lest und Euch vielleicht auch bewußt wird, was für Menschen die "Native People" waren, wie sie miteinander umgingen und wie klug sie waren und wie die Einwanderer ihnen übel mitgespielt haben und es noch tun, dann ist meine Freude umso größer...  

Lina  , auch ich lese Deine Beiträge mit großem Interesse! Mach' bitte weiter.

Seht mal, was ich gerade zufällig entdeckt habe. Passt ganz gut zu meinem Bericht. Hier könnt Ihr Euch das Langhaus u. a. auch ansehen (im ersten Drittel des Films, der aber insgesamt sehr interessant ist):

Bericht aus Bonn, Teil 4

Die DREI SCHWESTERN – Mais, Kürbis und Bohnen sind für die meisten der indigenen Völker von großer Bedeutung hinsichtlich Ernährung und Spiritualität. Von den Irokesen stammt die Tradition, Mais und Bohnen in demselben Erdloch und die Kürbisblüten in deren Schatten zu pflanzen. So klettern die Bohnenranken an den Maisstauden hoch und nutzen den Stickstoff optimal aus. Die Kürbisblätter spenden Schatten und schützen den Boden vor Schädlingen und Unkraut. Die drei Schwestern vereinen in großem Maße Vitamine, Proteine und Kohlehydrate und sind noch heute die Basis für viele traditionelle Gerichte oder Brot.

Die drei Schwestern werden als besonders Geschenk ihres Schöpfers verehrt, stellen die Grundlage körperlicher und geistiger Nahrung dar und spielen eine große Rolle in den Stammesgeschichten, in denen festgehalten ist, das die drei Schwestern zusammen gepflanzt, gegessen und gefeiert werden. Noch heute werden der drei Schwestern zu Ehren zeremonielle Tänze bei Festen aufgeführt.

Vor dem Langhaus in Bonn gab es auch so einen Garten mit den DREI SCHWESTERN; leider hat meine Freundin die besten Fotos unserer Tour versehentlich gelöscht, so dass ich Euch nur dieses zeigen kann:



Gegessen haben wir sie natürlich auch, die drei Schwestern und weil es so lecker war, habe ich das Rezept inzwischen auch schon nachgekocht  

Was noch zu sehen war, war ein schildkrötenförmiges Beet. So eines legten die Irokesen für ihre Heilkräuter und Ritualpflanzen an. Nach dem Schöpfungsmthos der Irokesen ist ganz Nordamerika "Turtle Island" - der urbar gemachte Rücken einer Schildkröte und über die Heilkräuter und Ritualpflanzen wussten natürlich die Medizinmänner am besten Bescheid. "Jedes Ding, jedes Wesen der Natur besitzt etwas, von dem wir lernen können" war und ist ihre Überzeugung und "der Medizinmann liest in der Natur wie der weiße Mann in einem Buch".

Was ebenfalls nicht fehlte, war die White Pine. Unter so einer Pinie, ihres Baum des Friedens, hatten damals bei der Gründung ihrer Liga die Irokesenstämme ihr Kriegsbeil begraben.

Hier endet mein Bericht aus Bonn. Für mich waren es zwei wundervolle und lehrreiche Tage, die ich auf keinen Fall missen wollte.

Alles sehr interessant , Lina  
Über Turtle Island haben wir etwas im Yosmite Nationalpark in Amerika gelesen.  

Oh lovely, magst Du dann nicht ein bisschen darüber erzählen?  

Ein wenig beneide ich Dich um Deine persönliche Amerika-Erfahrung. In meiner Brust schlagen leider zwei Seelen: auf der einen Seite bin ich ziemlich Anti-Amerikanisch eingestellt, auf der anderen Seite würde ich mich schon sehr gern einmal mit einem Nachkommen eines American Natives persönlich unterhalten. Aber dazu ist hier natürlich eher wenig Gelegenheit und ich müsste dazu doch in dieses Land ... Dazu wird es eher nicht kommen ... auch wenn man niemals nie sagen sollte  

Soooo ausführlich war das nicht beschrieben. Es stand in einem Buch, vom Nationalpark Yosmite , im Souvenierladen,welches wir aber nicht für 50 Dollar kaufen wollten, so das wir da nur ,,geblättert " haben  

Was die USA selbst betrifft, unterscheide ich da auch ganz klar. Land und Leute sind das Eine,,dort leben ,bzw hier alles übernehmen müssen und die Politik teilen , ist was ganz anderes. Die NSA hat uns nicht umsonst so extrem überwacht

Gebet der Sioux

Oh großer Geist,
dessen Stimme ich in den Winden vernehme
und dessen Atem der ganzen Welt Leben spendet,
höre mich.
Ich trete vor Dich hin als eines Deiner vielen Kinder.
Ich bin klein und schwach.
Ich bedarf Deiner Kraft und Weisheit.
Lass mich in Schönheit wandeln
und lass meine Augen immer den roten und purpurnen Sonnenaufgang schauen.

Lass meine Hände die Dinge verehren,
die Du gemacht hast,
und meine Ohren Deine Stimme hören.
Schenke mir Weisheit, damit ich die Dinge,
die Du mein Volk gelehrt hast,
und die Lehre, die Du in jedem Blatt
und in jedem Felsen verborgen hast,
erkennen möge.

Nicht um meinen Brüdern überlegen zu sein,
suche ich Kraft, sondern um meinen größten Feind
bekämpfen zu können - mich selbst.

Mache mich immer bereit,
mit reinen Händen und geradem Blick
zu Dir zu kommen, damit mein Geist,
wenn dereinst mein Leben verblasst
wie die untergehende Sonne,
ohne Scham zu Dir kommen möge.

Paulina1910 schrieb:

"Ich glaube, dass unser Werk solange unvollendet bleibt,

wie auch nur ein menschliches Wesen Hunger leidet oder geschlagen wird;

wie auch nur ein Mensch gezwungen wird, im Krieg sein Leben zu lassen;

wie auch nur ein Unschuldiger im Gefängnis schmachtet oder wegen seines

Glaubens verfolgt wird."

(Leonard Peltier)

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2014/02/19/a0107&cHash=9f18c9e1c76dcd688b9e178cb49fa74f

In der Tat: 38 Jahre unschuldig im Knast - unglaublich - Krank, aber zum Glück nicht gebrochen. Vielleicht hält er es nur aus, weil er viele Menschen hinter sich weiss. Menschen, die an ihn und seine Unschuld glauben. Und seine persönliche Lebenseinstellung hilft ihm sicher. Ich hatte ja schon erzählt, das Leonard Peltier während seiner Haft schreibt und sein Werk "Mein Leben ist mein Sonnentanz" vorgestellt. Es lohnt sich wirklich, es zu lesen; auch für Diejenigen, die sich nicht so für die Geschichte der Native People interessieren resp. sich damit auskennen.

LG

Interessant ,was Paulina da schrieb, das sind eben Dinge direkt aus dem Leben gegriffen ..

Euer Cariñoooooooo 

Carino (ich hab` sie immer noch nicht drauf, die Welle über Deinem "n"    ) ich freue mich sehr, zu sehen, dass Du mitliest   

Leider gibt es keine guten Neuigkeiten über Peltier zu berichten: Noch immer sitzt er krank und unschuldig im Knast. Soviel Hoffnungen lagen auf Obama; man dachte, er würde sich besser auseinandersetzen mit dem Thema, da auch seine "Wurzeln" von Menschen stammen, die jahrelang von den Amis drangsaliert wurden ... offentsichtlich vergeblich ...

http://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=2623

und

http://www.18maerz.de/web/index.php/material/material-aufrufe/285-nach-praesidentenwahl-leonard-peltier-freilassen

Am kommenden Freitag habe ich ein "Date" ! Ein Date mit einem Native People und seiner Frau:

David Seven Deers und seine Hamburger Frau Sanna lesen im Völkerkundemuseum aus ihrem neuen Buch. David Seven Deers ist ein kanadischer Künstler, der z. B. in den 90igern hier bei uns in Hamburg wochenlang an einem Totempfahl schnitzte (der später ins Völkerkundemuseum kam)

http://www.sevendeers.com/totem-hamburg.html

dabei seine heutige Ehefrau kennenlernte und unserem Völkerkundemuseum seitdem eng verbunden ist. Am Freitag liest er (bzw. lässt lesen) aus seinem neuen Buch "Travelling Mother" und ich freue mich schon wie "Bolle", dass ich dabei bin   

http://www.voelkerkundemuseum.com/613-0-Travelling-Mother.html

Ein gut gemachter Beitrag, der aber durch seine Kürze nur das Thema grob streifen kann.
Es sind 500 Jahre, die im Zeitraffer dargebracht werden.

Vor ein paar Tagen hörte ich wieder einmal Wader. Eines seiner Lieder basiert auf der Rede
von Häuptling Seattle, die heute gerne von der ökologischen Bewegung zitiert wird.

Ich steuere das Lied mal zu dem Thema bei:

Vielen Dank Liedermacher!     

Und wer die Urfassung der Rede des Häuptlings mal nachlesen mag:

http://www.obib.de/Erzaehlungen/seattle/seattle.html

Paulina1910 schrieb:

Am kommenden Freitag habe ich ein "Date" ! Ein Date mit einem Native People und seiner Frau:

David Seven Deers und seine Hamburger Frau Sanna lesen im Völkerkundemuseum aus ihrem neuen Buch. David Seven Deers ist ein kanadischer Künstler, der z. B. in den 90igern hier bei uns in Hamburg wochenlang an einem Totempfahl schnitzte (der später ins Völkerkundemuseum kam)

http://www.sevendeers.com/totem-hamburg.html

dabei seine heutige Ehefrau kennenlernte und unserem Völkerkundemuseum seitdem eng verbunden ist. Am Freitag liest er (bzw. lässt lesen) aus seinem neuen Buch "Travelling Mother" und ich freue mich schon wie "Bolle", dass ich dabei bin   

http://www.voelkerkundemuseum.com/613-0-Travelling-Mother.html

Ich kam zeitig und die Ticket-Verkäuferin fragte mich, ob ich hoffentllich einen Schirm dabei hätte. David Seven Deers wollte seine Lesung gern im Innenhof des Museums halten. Unter freiem Himmel und deshalb hatte man die Bänke für die Zuhörer auch dort aufgebaut. Also begab ich mich auf den Weg in diesen Innenhof. Da stand ein Mann an einem FeuerUm es gleich vorweg zu nehmen: Diese Lesung war sehr emotional; interessant und lehrreich!...

Ich hatte total vergessen, dass sich das Völkerkundemuseum sehr unterscheidet von anderen Museen hier in der Stadt und wohl auch sonstwo, weil ich sehr lange nicht mehr dort war. Das Völkerkundemuseum ist eher so ein "Mitmach-Museum". Da stehen Dinge nicht nur hinter Glas sondern dürfen angefasst und ausprobiert werden. So hatte ich das Gefühl von "ich komme gerade nach Hause" also bereits beim Betreten des Foyers. Da wieselten eine Menge Kinder herum, die laut sein durften; Fragen stellten und sich ganz offensichtlich sehr wohl fühlten.

Ich kam zeitig und die Ticket-Verkäuferin fragte mich, ob ich hoffentllich einen Schirm dabei hätte. David Seven Deers wollte seine Lesung gern im Innenhof des Museums halten. Unter freiem Himmel und deshalb hatte man die Bänke für die Zuhörer auch dort aufgebaut. Also begab ich mich zum Innenhof.

Da stand ein Mann an einem Feuer, den ich bei meiner Ankunft nur von hinten sah. Trotzdem wusste ich sofort, dass das der Protagonist sein musste. Dieser Mann stand an diesem Feuer total anders als andere Menschen. Ich hatte den Eindruck, als wären seine Beine/Füsse eins mit dem Boden, auf dem er stand. Fester und ursprünglicher als andere Menschen. Klingt komisch; gebe ich zu, war aber genau so! Dieser Mensch strahlte eine Ruhe und eine Zuversicht aus, die mich glauben liess, ich würde gerade meine abendliche Yogastunde absolvieren... Ich war ja nun beileibe nicht die Einzige, die sich dort in diesem Innenhof eingefunden hatte; auch die Kinder, die gerade noch im Foyer herumhopsten, waren inzwischen mit ihren Eltern dort und suchten sich einen Platz rund um das Feuer und wurden plötzlich ganz still....

Der Mann lächelte; hiess uns willkommen. Dann schaute er aufs Feuer und sagte Worte in seiner Sprache. Natürlich hat er sie uns übersetzt: er bedankte sich dafür, dass er da sein durfte; wünschte uns Zuversicht und Freude in unserem Leben und dankte dem Feuer, das uns wärmen sollte....

Total abgefahren, versponnen und esotherisch klingt das, wenn ich es so schreibe. War es aber gar nicht. Klang richtig und gut; natürlich und realistisch war, wasss er uns dann erzählte ... es war viel mehr als nur eine Lesung aus einem Buch... ich erzähle in Kürze weiter ...

Huch - da hab ich ja ein bisschen copy-and-paste-Durcheinander fabriziert in meinem Bericht! Na ja, nun ist es zu spät. Ich war wohl noch zu euphorisiert   

Auf jeden Fall war der Abend ein voller Erfolg. Ich hatte es mir wirklich nicht so wundervoll vorgestellt. Was ich noch erzählen wollte: auch vor der Lesung hatte ich ein sehr schönes Erlebnis:

Im Museum teilt sich das kleine Restaurant eine Ecke mit einer Art "Shop". Der heisst "Le fennec du sahara". Normalerweise hält so ein Museums-Shop ja Ausstellungsplakate und sonstige Souvenirs zu einzelnen Ausstellungen bereit. Dieser Shop war spezialisiert auf "Wüsten-Folklore" wie ich es im stillen nannte. Ist nicht so der Kram, der mich wirklich interessierte; trotzdem habe ich mich dann etwas genauer umgeschaut und festgestellt, dass die Dinge doch einen gewissen Zauber ausübten auf mich.

Dann sprach mich ein junger Mann an: "Hallo, mein Name ist Tarik. Ich bin der Betreiber dieses Shops. Gefallen Ihnen die Dinge, die sie sehen?" Ich bejahte und so kam ich mit Tarik ins Gespräch.

Am meisten faszinierte mich, als er mit leuchtenden Augen und aus voller Inbrunst sagte: " ich bin ein echter Berber" und mir dann erzählte, dass seine Großmutter noch immer in einem Zelt in der Wüste lebt und sich weigert, in die Stadt zu ziehen. Dann erklärte er mir, dass der Teppich, den ich so mochte, eine Geschichte erzählt. Die Geschichte der Frau, die ihn knüpfte. So wie jeder handgeknüpfte Teppich eine Geschichte der Knüpferin erzählt. Tarik berichtete auch von den glänzenden Tellern, die er feilbot: woher der Stein kommt und mit wieviel Anstrengung und Mühe die Männer diesen Stein bearbeiten, bevor so ein wundervoller Teller oder so eine wundervolle Schale daraus wird... Zum Schluß schenkte er mir so eine Art "Donnerkeil" aus diesem Stein. "Der bringt dir Glück" sagte Tarik und ich glaube ihm das jetzt! lächel*

Ein gelungener Einstieg in die Lesung von David Seven Deers, denn auch wenn meines Verständnis' nach ein "echter Berber" erstmals nichts gemein hat mit einem Angehörigen der "first Nation": Eine wundervolle und lehrreiche Erfahrung war sowohl der Eine als auch der Andere... und... so im Nachhinein: Irgendwie bilden dann beide Erlebnisse dann doch wieder einen Kreis für mich ...

Auf die Frage, welche Entscheidung ihn denn in die Welt hinausgetrieben hat aus seiner Einöde in der kanadischen Wildnis, antwortete David Seven Deers übrigens einmal:

"Ich treffe keine Entscheidungen, ich höre auf meinen Weg"

fügte aber dann noch an:

"Es ist viel leichter, das grüne Gras woanders anzuschauen als bei sich zuhause im eigenen Garten."

Damit hat er Recht finde ich und mir fällt ein kleiner Junge ein, der sich zu Hause vehement weigert, Spinat zu essen, das Gemüse bei seinem Freund dann aber mit Begeisterung verspeist ...