Vor lauter Lauschen und Staunen sei still, du mein tieftiefes Leben; dass du weißt, was der Wind dir will, eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das Schweigen sprach, lass deine Sinne besiegen. Jedem Hauche gib dich, gib nach, er wird dich lieben und wiegen.
Und dann meine Seele sei weit, sei weit, dass dir das Leben gelinge, breite dich wie ein Federkleid über die sinnenden Dinge
Rilke
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digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mi 14 Jan 2009 - 22:03
Ein schönes Lied, Mulan!
Ich kenne es in dieser Variante:
Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt,wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher Spieler hat uns in der Hand? O süßes Lied. .
maiglöckchen48
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Do 15 Jan 2009 - 15:53
Siehe die Blumen,diese dem Irdischen treuen, denen wir Schicksal vom Rande des Schicksals leihn,- aber wer weiß es! Wenn sie ihr Welken bereuen, ist es an uns,ihre Reue zu sein.
digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Fr 16 Jan 2009 - 8:14
...
Nähme sie einer ins innige Schlafen und schliefe tief mit den Dingen -: o wie käme er leicht ...
.
Linda
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Fr 16 Jan 2009 - 18:06
Mulan schrieb:
Liebes Lied Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu anderen Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen, an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, was deine Tiefen schwingen. Doch alles was aus zwei Seiten eine Stimme zieht. Auf welchem Instrument sind wir gespannt und welcher Geiger hat uns in der Hand Oh,süßes Lied
(Rilke)
Interessieren würde mich schon, Mulan, woher deine Version dieses Gedichts stammt. Soweit ich weiß, kann es sich hierbei nicht um die Originalfassung von Rilkes Liebes-Lied handeln. Mehr noch - ich meine, so ergibt sich hier kein Sinn.
Lieben Gruß Linda
Beamy
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Sa 17 Jan 2009 - 12:15
Doch alles was aus zwei Seiten eine Stimme zieht.
...kann nicht als Satz stehen, höchstens als Nebensatz, dann müßte jedoch statt des Punktes ein Beistrich oder Semikolon gesetzt sein , und ein Hauptsatz müßte folgen...hm....
Gruß Beamy
Mulan
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Sa 17 Jan 2009 - 13:11
Sorry,ich habe das Gedicht falsch abgeschrieben und was vergessen.Auf ein neues........
Liebes Lied Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu anderen Dingen? Ach gerne möcht ich irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen, an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? und welcher Geiger hat uns in der Hand? oh,süßes Lied
Linda
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Sa 17 Jan 2009 - 13:26
Auf einmal faßt die Rosenpflückerin die volle Knospe seines Lebensgliedes, und an dem Schreck des Unterschiedes schwinden die (linden) Gärten in ihr hin
Mulan
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Sa 17 Jan 2009 - 15:02
Östliches Taglied
Ist dieses Bette nicht wie eine Küste, ein Küstenstreifen nur,darauf wir liegen? Nichts ist gewiß als deine hohen Brüste, die mein Gefühl in Schwingen überstiegen.
Denn diese Nacht,in der so vieles schrie, in der sich Tiere rufen und zerreissen, ist sie uns entzetzlich fremd?Und wie: was draußen langsam anhebt,Tag geheißen, ist das uns denn verständlicher als sie?
Man müßte so sich ineinanderlegen wie die Blütenblätter um die Staubgefäße: so sehr ist überall das Ungemäße und häuft sich an und stürtzt uns entgegen.
Doch während wir uns aneinander drücken, um nicht zu sehen,wie es ringsum naht, kann es aus dir,kann es aus mir sich zücken: denn unsere Seelen leben von Verrat.
Beamy
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Sa 17 Jan 2009 - 15:43
Die Liebende </A>
Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleite mich verlierend selbst mir aus der Hand, ohne Hoffnung, daß ich Das bestreite, was zu mir kommt wie aus deiner Seite ernst und unbeirrt und unverwandt.
... jene Zeiten: O wie war ich Eines, nichts was rief und nichts was mich verriet; meine Stille war wie eines Steines, über den der Bach sein Murmeln zieht.
Aber jetzt in diesen Frühlingswochen hat mich etwas langsam abgebrochen von dem unbewußten dunkeln Jahr. Etwas hat mein armes warmes Leben irgendeinem in die Hand gegeben, der nicht weiß was ich noch gestern war.
Aus: Das Buch der Bilder
Linda
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke So 18 Jan 2009 - 11:00
Unter dem gleichen Titel noch ein wunderschönes Gedicht ...
Die Liebende
Das ist mein Fenster. Eben bin ich so sanft erwacht. Ich dachte, ich würde schweben. Bis wohin reicht mein Leben, und wo beginnt die Nacht?
Ich könnte meinen, alles wäre noch Ich ringsum; durchsichtig wie eines Kristalles Tiefe, verdunkelt, stumm.
Ich könnte auch noch die Sterne fassen in mir, so groß scheint mir mein Herz; so gerne ließ es ihn wieder los
den ich vielleicht zu lieben, vielleicht zu halten begann. Fremd, wie niebeschrieben sieht mich mein Schicksal an.
Was bin ich unter diese Unendlichkeit gelegt, duftend wie eine Wiese, hin und her bewegt,
rufend zugleich und bange, daß einer den Ruf vernimmt, und zum Untergange in einem Andern bestimmt.
Aus: Der Neuen Gedichte anderer Teil
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke So 18 Jan 2009 - 13:28
Entdeckt in unserem Ostsseurlaub, am Hafen von Kühlungsborn
digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mo 19 Jan 2009 - 22:43
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digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mo 19 Jan 2009 - 22:49
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Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt. Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes grausames Etwas, das ein Schönverbundnes noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.
Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen, das, da es mich, mich rufend, gehen ließ, zurückblieb, so als wärens alle Frauen und dennoch klein und weiß und nichts als dies:
Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen, ein leise Weiterwinkendes - , schon kaum erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum, von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.
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Linda
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke So 25 Jan 2009 - 11:28
Dame vor dem Spiegel
Wie in einem Schlaftrunk Spezerein löst sie leise in dem flüssigklaren Spiegel ihr ermüdetes Gebaren; und sie tut ihr Lächeln ganz hinein.
Und sie wartet, daß die Flüssigkeit davon steigt; dann gießt sie ihre Haare in den Spiegel und, die wunderbare Schulter hebend aus dem Abendkleid,
trinkt sie still aus ihrem Bild. Sie trinkt, was ein Liebender im Taumel tränke, prüfend, voller Mißtraun; und sie winkt
erst der Zofe, wenn sie auf dem Grunde ihres Spiegels Lichter findet, Schränke und das Trübe einer späten Stunde.
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke So 25 Jan 2009 - 19:20
Ich lieb ein pulsierendes Leben, das prickelt und schwellet und quillt, ein ewiges Senken und Heben, ein Sehnen, das niemals sich stillt.
Ein stetiges Wogen und Wagen auf schwanker, gefährlicher Bahn, von den Wellen des Glückes getragen im leichten, gebrechlichen Kahn ....
Und senkt einst die Göttin die Waage, zerreißt sie, was mild sie gewebt, - ich schließe die Augen und sage: Ich habe geliebt und gelebt!
Linda
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Fr 30 Jan 2009 - 13:17
Liebende könnten, verstünden sie's in der Nachtluft wunderlich reden. Denn es scheint, daß uns alles verheimlicht. Siehe, die Bäume sind: die Häuser, die wir bewohnen, bestehen noch. Wir nur ziehen allem vorbei wie ein luftiger Austausch. Und alles ist einig, uns zu verschweigen, halb als Schande vielleicht und halb als unsägliche Hoffnung.
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Fr 6 Feb 2009 - 11:48
Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge und keine Heimat haben in der Zeit. Und das sind Wünsche: leise Dialoge täglicher Stunden mit der Ewigkeit.
Und das ist Leben. Bis aus einem Gestern die einsamste Stunde steigt, die, anders lächelnd als die andern Schwestern, dem Ewigen entgegenschweigt.
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Do 12 Feb 2009 - 18:21
Graue Dämmerungen hangen überm weiten Wiesenplan, - müd, mit rotgelaufnen Wangen kommt der Tag im Westen an.
Atemlos dort sinkt er nieder hinter Hängen goldumsäumt, seine lichtermatten Lider fallen mählich zu. - Er träumt. -
Träumt manch sonnig Traumgebilde.. Leis vom Himmel schwebt dahin jetzt die Nacht und neigt sich milde, Sterne lächelnd über ihn...
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Do 12 Feb 2009 - 18:23
Weltenweiter Wandrer, walle fort in Ruh.......... Also kennt kein andrer Menschenleid wie - du.
Wenn mit lichtem Leuchten du beginnst den Lauf. schlägt der Schmerz die feuchten Augen zu dir auf.
Drinnen liegt - als riefen sie dir zu: versteh ! - tief in ihren Tiefen eine Welt von Weh.........
Tausend Tränen reden ewig ungestillt, - - und in einer jeden spiegelt sich dein Bild.
digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Fr 6 März 2009 - 12:19
Der Tod ist groß Wir sind die Seinen Lachenden Munds Wenn wir uns mitten im Leben meinen Wagt er zu weinen Mitten in uns
O Herr Gib jedem seinen eignen Tod Das Sterben Das aus jenem Leben geht Darin er Liebe hatte Sinn und Not
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digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Do 12 März 2009 - 8:06
Alles Erworbne bedroht die Maschine, solange sie sich erdreistet, im Geist, statt im Gehorchen, zu sein. Dass nicht der herrlichen Hand schöneres Zögern mehr prange, zu dem entschlossenern Bau schneidet sie steifer den Stein.
Nirgends bleibt sie zurück, dass wir ihr ein Mal entrönnen und sie in stiller Fabrik ölend sich selber gehört. Sie ist das Leben, - sie meint es am besten zu können, die mit dem gleichen Entschluss ordnet und schafft und zerstört.
Aber noch ist uns das Dasein verzaubert; an hundert Stellen ist es noch Ursprung. Ein Spielen von reinen Kräften, die keiner berührt, der nicht kniet und bewundert.
Worte gehen noch zart am Unsäglichen aus... Und die Musik, immer neu, aus den bebendsten Steinen, baut im unbrauchbaren Raum ihr vergöttlichtes Haus.
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digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Fr 20 März 2009 - 11:11
In der Schule mußte ich das vorstehende Gedicht einmal interpretieren.
Inzwischen verstehe ich es wenigstens ein bißchen.
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Di 5 Mai 2009 - 15:51
Will dir den Frühling zeigen, der hundert Wunder hat. Der Frühling ist waldeigen und kommt nicht in die stadt.
Nur die weit aus den kalten Gassen zu zweien gehn und sich bei den Händen halten - dürfen ihn einmal sehn.
digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mi 6 Mai 2009 - 16:43
digame
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Thema: Re: Rainer Maria Rilke So 17 Mai 2009 - 23:46
O wie war ich Eines, nichts was rief und nichts was mich verriet; meine Stille war die eines Steines, über den der Bach sein Murmeln zieht.
Aber jetzt in diesen Frühlingswochen hat mich etwas langsam abgebrochen von dem unbewußten dundlen Jahr. Etwas hat mein armes warmes Leben irgendeinem in die Hand gegeben, der nicht weiß was ich noch gestern war.