Vor lauter Lauschen und Staunen sei still, du mein tieftiefes Leben; dass du weißt, was der Wind dir will, eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das Schweigen sprach, lass deine Sinne besiegen. Jedem Hauche gib dich, gib nach, er wird dich lieben und wiegen.
Und dann meine Seele sei weit, sei weit, dass dir das Leben gelinge, breite dich wie ein Federkleid über die sinnenden Dinge
Rilke
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mo 24 Nov 2008 - 17:53
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
(Rilke)
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Di 2 Dez 2008 - 8:45
Ihr Mund ist wie der Mund an einer Büste, der nie erklang und atmete und küsste und doch aus einem Leben das verging das alles, weise eingeformt, empfing und sich nun wölbt, als ob er alles wüsste - und doch nur Gleichnis ist und Stein und Ding...
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mi 3 Dez 2008 - 17:41
Und sieh: ihr Leib ist wie ein Bräutigam und fließt im Liegen hin gleich einem Bache, und lebt so schön wie eine schöne Sache, so leidenschaftlich und so wundersam. In seiner Schlankheit sammelt sich das Schwache, das Bange, das aus vielen Frauen kam; doch sein Geschlecht ist stark und wie ein Drache und wartet schlafend in dem Tal der Scham.
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Di 9 Dez 2008 - 17:01
Der Panther
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Sa 13 Dez 2008 - 6:32
Es treibt der Wind im Winterwalde Die Flockenherde wie ein Hirt, Und manche Tanne ahnt, wie balde Sie fromm und lichterheilig wird, Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen Streckt sie die Zweige hin - bereit, Und wehrt dem Wind und wächst entgegen Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rilke
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Di 16 Dez 2008 - 15:30
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. Sie sprechen alles so deutlich aus: Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott, sie wissen alles, was wird und war; kein Berg ist ihnen mehr wunderbar; ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern. Die Dinge singen hör ich so gern. Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm. Ihr bringt mir alle die Dinge um.
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke So 28 Dez 2008 - 2:38
.
Das Leben
und eine Katze dazu,
das gibt eine unglaubliche Summe.
.
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke So 28 Dez 2008 - 23:17
.
... und es gibt ja so süße Muschis ...
.
Compumouse Admin
Anzahl der Beiträge : 37228 Alter : 67 Ort : Bayern Anmeldedatum : 15.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mo 29 Dez 2008 - 5:42
Rilke der Katzenfreund... :lol:
_________________ Liebe Grüße Compumouse
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Di 30 Dez 2008 - 11:40
Ja, das wird viele verwundern, obwohl ... obwohl Rilkes Gedicht "Der Panther" eines seiner bekanntesten ist.
So manche(r) wird sich aber wundern, warum die süßen Muschis auf dem letzten Bild nur von hinten zu sehen sind!?
M.E. hängt das mit den strengen MSN-Regeln zusammen. Sie verbieten es, Muschis von vorne zu zeigen. :(I):
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Do 1 Jan 2009 - 17:45
.............grient sich eins über digames "weichgespülte" muschibilder .....
Mulan
Anzahl der Beiträge : 272 Ort : Bremen Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Do 1 Jan 2009 - 19:02
Tage,wenn sie scheinbar uns entgleiten, gleiten leise doch in uns hinein, aber wir verwandeln alle Zeiten, denn wir sehnen uns zu sein.....
(R.M. Rilke)
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Fr 2 Jan 2009 - 13:42
Weichgespülte Muschis sind besser als gar keine, Racy.
Schöne Zeilen, Mulan, allein mir fehlt das letzte Verständnis.
Rilkes Bilder und Vergleiche versteht man oft nur intuitiv oder gar nicht.
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mo 5 Jan 2009 - 9:04
.
Und ihre Hände sind wie die von Frauen, und irgendeiner Mutterschaft gemäß; so heiter wie die Vögel wenn sie bauen, - im Fassen warm und ruhig im Vertrauen, und anzufühlen wie ein Trinkgefäß.
.
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Di 6 Jan 2009 - 16:34
Ja, hat hier denn niemand Gefallen an Vögeln!?
Compumouse Admin
Anzahl der Beiträge : 37228 Alter : 67 Ort : Bayern Anmeldedatum : 15.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Di 6 Jan 2009 - 16:51
Doch... Rilke
_________________ Liebe Grüße Compumouse
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Di 6 Jan 2009 - 17:19
Rilke war eben ein großer Visionär! Er liebte sowohl Muschis als auch Vögeln.
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mi 7 Jan 2009 - 16:39
Du wacher Wald, inmitten wehen Wintern hast du ein Frühlingsfühlen dir erkühnt, und leise lässest du dein Silber sintern, damit ich seh, wie deine Sehnsucht grünt.
Und wie mich weiter deine Wege führen, erkenn ich kein Wohin und kein Woher und weiß: vor deinen Tiefen waren Türen- und sind nicht mehr.
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Do 8 Jan 2009 - 8:33
... doch immer immer wieder gehen Türen auf ...
... und dahinter öffnen sich blühende Täler mit stillen Wäldern und lichten Auen, mit grünen Wiesen, reizvollen Feuchtgebieten und lieblichen Hügeln.
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke So 11 Jan 2009 - 10:58
.
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
.
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mo 12 Jan 2009 - 20:10
Träume, die in deinen Tiefen wallen, aus dem Dunkel lass sie alle los. Wie Fontänen sind sie, und sie fallen lichter und in Liederintervallen ihren Schalen wieder in den Schoß.
Und ich weiß jetzt: wie die Kinder werde. Alle Angst ist nur ein Anbeginn; aber ohne Ende ist die Erde, und das Bangen ist nur die Gebärde, und die Sehnsucht ist ihr Sinn -
digame
Anzahl der Beiträge : 3117 Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mi 14 Jan 2009 - 11:32
Was wirst du tun, Gott, wenn ich sterbe? Ich bin dein Krug (wenn ich zerscherbe?) Ich bin dein Trank (wenn ich verderbe?)
Bin dein Gewand und dein Gewerbe, mit mir verlierst du deinen Sinn.
Zuletzt von digame am Do 15 Jan 2009 - 10:56 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Gast Gast
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mi 14 Jan 2009 - 18:34
Ich möchte jemanden einsingen, bei jemandem sitzen und sein. Ich möchte dich wiegen und kleinsingen und begleiten schlafaus und schlafein. Ich möchte der Einzige sein im Haus, der wüßte: die Nacht war kalt. Und möchte horchen herein und hinaus in dich, in die Welt, in den Wald. Die Uhren rufen sich schlagend an, und man sieht der Zeit auf den Grund. Und unten geht noch ein fremder Mann und stört einen fremden Hund. Dahinter wird Stille. Ich habe groß die Augen auf dich gelegt; und sie halten dich sanft und lassen dich los, wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Mulan
Anzahl der Beiträge : 272 Ort : Bremen Anmeldedatum : 18.11.08
Thema: Re: Rainer Maria Rilke Mi 14 Jan 2009 - 21:09
Liebes Lied Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu anderen Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen, an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, was deine Tiefen schwingen. Doch alles was aus zwei Seiten eine Stimme zieht. Auf welchem Instrument sind wir gespannt und welcher Geiger hat uns in der Hand Oh,süßes Lied